Hundertwasser Bad Rogner Blumau

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5. Dezember, Adventskalender 2018

Wäre die Rogner Therme in Blumau in der Steiermark ein Adventskalender, hätte man 2400 Fenster zum Öffnen, einen Türlikalender für über 6.5 Jahre.

Friedensreich Hundertwasser sagte: “An einem Regentag beginnen die Farben zu leuchten. Deshalb ist ein trüber Tag, ein Regentag, für mich der schönste Tag.”

Ich war an einem “schönsten Tag” in Blumau zu Gast.

Das Gesundheitszentrum ist ein Hügel-Wiesen-Dorf, gestaltet vom Künstler Friedensreich Hundertwasser und realisiert von Baumeister Robert Rogner.

Rogner machte eine Karriere vom Maurer über den Baumeister zum Hotelier. Er traf Hundertwasser per Zufall. Um das gemeinsame Projekt mit Hundertwasser zu realisieren, ging er ein grosses Risiko ein. Er musste einige seiner anderen Immobilien verkaufen. Risikobereitschaft und die Bereitschaft, die Konsequenzen für sein Handeln selbst zu tragen, unterscheiden Unternehmer wie Rogner von vielen heutigen Top-Managern.

Hundertwasser: “Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Anfang einer neuen Wirklichkeit.”

Rogner und Hundertwasser fanden zu einer guten Zusammenarbeit, Rogner liess dem Künstler weitgehend freie Hand, intervenierte aber, wenn bauliche Bedingungen, beispielsweise Statik, eine Ausführung der Pläne unmöglich machten.

Rogner: “Es hat sofort die Chemie zwischen uns gestimmt. So was spürt man. Viele hatten uns vor der Sturheit und Uneinsichtigkeit Hundertwassers im Realisieren seiner Werke erzählt. Nichts davon ist eingetroffen. Hundertwasser hat Modelle entworfen, unsere Architekten und Bauingenieure haben es in „baubare” Struktur gebracht und wenn es Änderungen bedurfte, haben wir das in Ruhe ausdiskutiert und gemeinsam Lösungen gefunden.”  

Das Thermendorf ist eine bewusst gestaltete Landschaft. Die naturgegebenen Hügel bestimmten die Verteilung und Gestaltung der einzelnen Gebäude.

  • Stammhaus
  • Ziegelhaus
  • Steinhaus
  • Kunsthaus
  • Augenschlitzhäuser
  • Waldhofhaus
  • Arkaden

Daneben gibt es Badeanlagen, einen Raritätengarten, einen geomantischen Pfad, einen Garten der vier Elemente, einen keltischen Baumreigen, Lebensbundbäume von Paaren gestiftet, die Wassergöttin von André Heller sowie einen Natur- und Kulturerlebnisweg.

Alles unter dem Motto: “Ein Leben im Einklang mit der Natur.”

Im Modell sieht man, wie sich die Gebäude in die Landschaft schmiegen. Die Dächer sind begrast. Kein Fenster ist wie das andere.
Hundertwasser: “Die einen behaupten, die Häuser bestehen aus Mauern. Ich sage, die Häuser bestehen aus Fenstern.

Hundertwasser: “Nach dem herrschenden Regelkodex ist es jedoch so: Wenn die Fenster-Rassen gemischt werden, wird gegen die Fenster-Apartheid verstossen. Die Apartheid der Fenster-Rassen muss aufhören. Denn die Repetition immer gleicher Fenster nebeneinander und übereinander wie im Rastersystem ist ein Merkmal der Konzentrationslager. In den neuen Gebäuden der Satellitenstädte und in den neuen Verwaltungsgebäuden, Banken, Spitälern, Schulen ist die Nivellierung der Fenster unerträglich.

Das Individuum, der einzelne, immer andersgeartete Mensch wehrt sich gegen diese gleichmachenwollende Diktatur passiv und aktiv je nach Konstitution: mit Alkohol und Drogensucht, Stadtflucht, Putzwahn, Fernsehabhängigkeit, unerklärlichen körperlichen Beschwerden, Allergien, Depressionen bis zum Selbstmord oder aber mit Aggression, Vandalismus und Verbrechen.”

Die weitläufigen Gänge sind nie gerade.

Die gerade Linie ist eine vom Menschen gemachte Gefahr. Es gibt so viele Linien, aber nur eine von ihnen ist tödlich, und das ist die gerade Linie, die mit dem Lineal gezogen ist.
Die Gefahr durch die gerade Linie lässt sich nicht mit der Gefahr durch organische Linien vergleichen, die zum Beispiel Schlangen machen. Die gerade Linie ist dem Menschen, dem Leben, der gesamten Schöpfung wesensfremd.

Das Thema des Lebensbaumes findet man vielerorts. Die Bäume erinnern an das bekannte Gemälde von Klimt.

Über 300 Lebensbundbäume widmeten Paaren ihrer Beziehung. Diese zieren nun die Wiesen rund um das Rogner Bad Blumau.

 

Die Fassaden lassen an Paul Klee denken.

Hundertwasser sah Säulen als Heilmittel gegen “die Krankheit der weit ausragenden Vordächer, Balkone und Gebäudeteile“.

“Die Säule ist ein wesentliches Element abendländischer Architektur.”
“Bei einer Säule fühlt man sich wie unter einem Baum.”
“Eine Säule muss schön und vielfarbig sein und auch im Regen und im Mondlicht aus eigener Kraft leuchten.”

Man würde am liebsten an einem Regentag alle Säulen im Thermendorf suchen. Das gäbe ziemlich viel zu tun: 330 bunte Säulen!

Bei Regen kann man auch im warmen Wasser der drei Heilquellen schwimmen – drinnen und im Freien.
Betreffend Ökologie war Hundertwasser seiner Zeit voraus. Heute ist die Therme stolz auf ihre europaweit einzigartige Geothermie-Anlage: Hier wird aus einer Bohrung innovativ Strom, Wärme und natürliches CO2 aus dem Erdmantel gewonnen.

Das 107 Grad heisse Wasser der Vulkania Heilquelle wird zuerst zur Stromerzeugung genutzt. Danach fliesst es zur Energiezentrale, wo sich die Wärmetauscher des Rogner Bad Blumau befinden. Anschließend fliesst das Wasser weiter zur Bohrung 1, wo es wieder in die Erde zurück geführt wird.

Man kann sich gut vorstellen, eine Woche in einem der drei Augenschlitzhäuser zu wohnen, die Bade- und Gesundheitsangebote zu nutzen und die Landschaften und Sehenswürdigkeiten der Steiermark zu entdecken. Dies zu allen Jahreszeiten.

Auch kulinarisch kann man sich verwöhnen lassen. Ganz nach der Devise
“Hochwertig – Regional – Frisch.”

Mir hat es Spass gemacht, mit dem Fotoapparat durch die Anlage zu pirschen.
Es gibt unendlich viele grossartige Motive.Jedes Fenster eröffnet eine neue Perspektive.Selbst eine Treppe lässt staunen. Keine geraden Linien!

Sogar die Toiletten sind einzigartig.

Im Sommer müssen auch die Gartenanlagen wunderschön sein.
Noch fand ich blühende Rosen.

Nun hält der Advent Einzug. Die Dekorationen sind naturnah.
Zitat: “Die Kunst muss wieder Brücke sein zwischen der Schöpfung, der Natur und der Kreativität des Menschen.”

Während einem Urlaub im Rogner Bad Blumau wird man sich in der Ruhe, der Wärme und der Geborgenheit der Therme gern mit der Philosophie von Hundertwasser beschäftigen.

Des Künstlers Aufgabe jedoch ist es,
gerade jetzt diese Welt zu erhalten,

zu vergessen, was falsch gemacht wurde,
zu verschönern, was hässlich gemacht wurde,
zu warnen mit all seiner musischen und seherischen Macht.

Friedensreich Hundertwasser

 

Peter Rosegger stammt aus der Steiermark. Er schrieb auch Weihnachtsgeschichten. Mein Vater hat sie uns vorgelesen:
Als ich die Christtagsfreude holen ging
Erste Weihnachten in der Waldheimat

Zum Hören: Als ich die Christtagsfreude holen ging.
Zum Sehen: Peter Rosegger

Musik
Theresa hat mir zum Thema “Jugendstil” passende Musik vom englischen Komponisten Gustav Holst, 1847 – 1934, vorgeschlagen.
Mars aus der Orchestersuite “Die Planeten“.
St. Pauls Suite

Ouvertüre zum Musical “Hundertwasser

Link zum 5. Dezember 2017

Informationen
Thermen & Vulkanland Steiermark
Rogner Bad Blumau

Dank
Ich bedanke mich bei meiner Gastgeberin Belinda Schagerl von Thermen & Vulkanland Steiermark für die drei Tage Steiermark sowie bei “Gästefee” Petra Karba und PR-Frau Ines Erlacher, auch Reisebloggerin, für die Führung in Rogner Bad Blumau.
Daniel Predota von Österreich Werbung Schweiz, der SBB und der ÖBB danke ich für die Reise in die Steiermark.

Buchtipps

Weihnachten mit Peter Rosegger

 

 

 

 

 

 

 

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Christrosen im Velohüsli

  1. Theresa

    Vielen Dank, Regula, da möchte ich auch hin! Kommt also auf die Liste.
    So ein schöner Morgengruss.

    Zum Musikvorschlag finde ich vor allem Nummer II, Venus, Bringer of Peace, sehr passend.

    Liebe Grüsse, Theresa

  2. ritanna

    Friedensreich Hundertwasserhaus gebaut mit Robert Rogner: Ich möchte eigentlich von aussen wohnen – oder dann nur in den Toiletten und auf der Stiege.
    Und unter den Säulen. Die schön gedeckten Tische sind “zu rassistisch”.,gemäss Hundertwasser”.
    Im Hörbuch “als ich Christtagsfreude holen ging” tauchte auch bei mir Bekanntes auf. Und – in Erste Weihnachten in der Waldheimat – “Wer hat noch die schwarzen Schwabenkäfer erlebt, wenn sie aus dem Kamin auf den Herd fielen, sogar mal in die Herdpfanne über dem Holzscheitfeuer.?”
    Die Farben und Formen von Hundertwasser lassen einfach Freude aufkommen.
    Unser Bruno Weber hat das “seinige” an Farben und Formen am Hasenberg AG, Dietikon ZH und ebenso weltweit, an Kreiseln mit den UHU’s den Steintieren als Bänke im Klosterpark Muri, geschaffen.
    Beide Künstler laden ein, sich in Fabelwesen zu verwandeln.
    Herzliches Dankeschön für die fröhliche Schau am Bundesrat-Wahl-Tag in Bern.

  3. Helena Neuhaus

    Wie schön, durch dieses E-Mail mit Link an unsere Zeiten im Hundertwasser-Hotel-Rogner-Bad-Blumau erinnert zu werden! Mein Partner und ich waren in zwölf Jahren dreimal dort und waren jedes Mal in jeder Hinsicht total beglückt. Wir waren im Sommer, Herbst und Winter (mit viel Schnee) dort und der Zauber dieser Gebäude und ländlichen Umgebung wirkt jedes Mal. Es ist nicht ganz günstig, doch das Preis-Leistungsverhältnis ist absolut fair, weil auf allen Ebenen so viel Qualität geboten wird. Sehr wichtig ist zudem das ökologische Konzept. Schade ist allein der lange Weg dahin, mit ÖV ab Zürich und zurück ist es praktisch eine Tagesreise, obwohl man am Bahnhof Graz abgeholt wird. Läge es näher, würden wir öfters hingehen.

  4. Heidy Gasser

    Susi hat mich auf diese wunderbare Seite hingewiesen. Gerade zurück aus der Steiermark, aus der meine Mutter stammte, hat mich diese Seite angerührt. Wir waren öfter im Hundertwasser Bad und waren jedes Mal be- und verzaubert. Wir kennen es auch im Frühling, im Herbst, mit Nebelschwaden am frühen Morgen und Sternenhimmel in der Nacht. Auf den Wiesen Sulmtaler Hühner zusammen mit urtümlichen Schweinen. Ein Ort mit viel Achtsamkeit, Schönheit und Harmonie.
    Die Oststeiermark ist meine zweite Heimat. Als Kind war da die Grossmutter mit langen Röcken in einem ärmlichen Haus, ohne Rente und immer am Kämpfen für ein bisschen Brennholz und genügend zu essen. Die Nachbarkinder schliefen zum Teil auf der blanken Küchenbank, weil kein Bett für alle da war, der Vater Alkoholiker, die Mutter abgehärmt.
    Wie sich die Region innnert fünfzig Jahren entwickelt hat, das ist unglaublich. Das einst arme Grenzland ohne Hoffnungen, niedergewalzt von einem erbarmungslosen Krieg ist eine blühende, selbstbewusste Gegend geworden, ein fruchtbares Hügelland mit unzähligen kulinarischen Spezialitäten. Sie sind sehr innovativ und haben tolle Ideen für einen sanften Tourismus.
    Ich liebe trotzdem die Spuren aus einer alten Zeit, die Viereckhöfe, die alten Hochstammbäume, welche jetzt Obstbaumkulturen in Reih und Glied weichen. Selbst im Dezember habe ich wunderbare Äpfel im Gras gefunden, mit einem Aroma, welches bei den gespritzten, perfekten Äpfeln einfach nicht vorhanden ist. Es gibt viele brache Wiesen, nur einmal im Jahr gemäht, dafür mit einer Vielfalt an geflügeltem Leben und singenden Vögeln auch noch im Herbst.
    Die Steiermark ist sehr vielfältig. Die Menschen sind offen. Kaum in einem Buschenschank ergeben sich schon Gespräche mit dem Nachbarn. Buschenschank ist übrigens obligat, wenn man in die Steiermark reist – einfache Gaststuben, in denen nur verkauft wird, was man selbst produziert. Doch genug, als fremder Gast mag ich gar nicht zu wortreich werden. Danke – es ist schön hier zu Gast zu sein.

    • Regula Zellweger

      Danke für diesen wunderbaren Beitrag! Von der Steiermark werde ich in zukünftigen Blogbeiträgen mehr erzählen. Ich durfte eine Essig- und Schnapsmanufaktur, eine voll verrückte Schokolade-Manufaktur, eine Ölmühle in Frauenhand, sehr adeligen Schlossherrn und einen Sektproduzenten besuchen. Ich bin laufend über tolle Geschichten gestolpert. Das Beste an der Steiermark sind aber die Menschen, die dort leben!

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