Wintertraum Traunsee

3. Dezember, Adventskalender 2018

Ich liebe es, Haus und Garten weihnachtlich zu dekorieren, um eine bestimmte Stimmung zu erreichen. Kerzen, Zimtduft und Glitzer erzeugen eine weihnachtliche Stimmung. Die Natur aber kennt weit mehr Möglichkeiten, Stimmungen zu zaubern.

Die Natur kann feinste kunstvolle Spitzen klöppeln und komplizierte Muster stricken. Am Traunsee haben mich die Winterstimmungen besonders fasziniert.

Gmunden liegt am Traunsee, zwischen Linz und Salzburg im Salzkammergut.

Mit dem Zug kam ich durch eine traumhafte Berg- und Seenlandschaft von Bad Ischl nach Gmunden.

Abends erreichte ich die Keramik-Stadt Gmunden.

Der See lag still und ruhig da.
Der Traunsee ist mit 191 m Tiefe der tiefste See Österreichs – und friert ganz selten zu. Letztmals 1963, als auch in Zürich Seegfrörni war.

Die Traun durchfliesst den See der Länge nach 12 Kilometer von Ebensee im Süden nach Gmunden im Norden.

Am gegenüberliegenden Ufer von Gmunden zeichnete sich Schloss Ort wie ein Märchenschloss ab.

Am nächsten Morgen führte mein Weg vom Gmunden zu Schloss Ort.
Der Rathausplatz lag leer da.

Eine Christbaumverkäuferin stellte erste Bäume zum Verkauf bereit.

Der Himmel hing voller Möwen.

Und ein Schwan machte einen unglaublich langen Hals.

Die Waldhänge waren leicht überzuckert – und es war neblig und kalt.
Optimale Witterung für Väterchen Frost.

Er verziert Spinnweben und Holzplanken – Äste, Bäume und ganze Wälder.

Nebelschwaden waberten über dem Seespiegel und liessen die andere Seite der Bucht wie Inseln aus dem Untergrund auftauchen.

Dieses Bild liebe ich!

Wir wanderten durch einen Wald und ein Baum machte leise: “Oh!”

Selbst die Efeu trugen weisse Spitzelmäntel.

Jede einzelne Tannnadel hatte Väterchen Frost individuell verziert.

Ein Schwan mit weiss-brauner Jugendbefiederung kreuzte am Ufer in der Hoffnung auf Fütterung. Mir ist immer noch nicht klar, weshalb die Wasservögel nicht an die Füsse frieren, obwohl uns dies ein kanadischer Ranger einmal verständlich erklärt hatte.

Die Schwimmhäute von Ente, Schwan & Co kühlen zwar auf rund Null Grad ab. Durch ein raffiniertes System leiten die Wasservögel aber warmes Blut aus dem Körperinneren in die kühlen Beine, bis diese etwa Null Grad haben. Zudem haben sie im Blut ein spezielles Salz, das wie ein “Frostschutzmittel”, ähnlich wie Streusalz wirkt.
Die Arterien, die warmes Blut vom Körperinneren in die Beine und Füsse bringen, liegen dicht neben den Venen. Dadurch kann das abströmende warme Blut das kalte aufströmende Blut wärmen, damit es nicht eiskalte ins Körperinnere kommt. Dessen Betriebstemperatur beträgt rund vierzig Grad. Für diese Heizung brauchen die Vögel allerdings Energie – deshalb schadet es nicht, sie im Winter zu füttern.

Das Schloss Ort besteht aus zwei Schlössern: dem bekannteren Seeschloss auf einer Insel im Traunsee und dem über der Brücke angebundenen Landschloss.

Es ist aus der Fernsehserie “Schlosshotel Orth” bekannt geworden.

Frühere Schreibweise und in der Fernsehserie: Orth.
Heutige offizielle Schreibweise: Ort.

Auf dem See schwimmt eine Krippe.

Im Schlossrestaurant war es urgemütlich. Ich wärmte mich mit einem heissen Getränk auf. Die Wirtin hatte einen Kinderpunsch mit Rum für die Grossmutter aufgemotzt.

Ein kleiner Pfad führt rund ums Wasserschloss. Es hat eine wechselvolle Geschichte. 909 wurde es erstmals erwähnt. Ursprünglich eine Wasserburg, wurde es nach einem Brand 1626 in der heutigen Form erbaut.

Die ersten Herrscher über die „Veste Ort“ waren die Herren von Ort. Die Orter herrschten vom 10. Jahrhundert an bis 1244, als der letzte der Ritter in den Kerker geworfen wurde. Das Seeschloss wechselte danach immer wieder den Lehnsherrn, bis es 1483 an die Habsburger fiel.

Ende des 16. Jahrhunderts kaufte die Stadt Gmunden, durch den Salzhandel reich geworden, das Schloss. Bereits 1603 ging das im Unterhalt teure Schloss wieder an die Habsburger zurück. Damals schon ein Problem für Schlossbesitzer!

Im 17. Jahrhundert spielte sich in Zusammenhang mit Schloss Orth eine üble Geschichte ab. Der grausame Schlossbesitzer Graf Herberstorff forderte sehr hohe Steuern ein.

Als sich die Bauern gegen ihn aufzulehnen versuchten, lud er alle Anführer für „friedliche Gespräche“ auf das Haushammerfeld bei Frankenburg ein. Nachdem alle Bauern angekommen waren, liess der Graf 36 mutmassliche Anführer von seinen Soldaten gefangen nehmen.

Sie mussten um ihr Leben würfeln. Dieses historische Ereignis ging als Frankenburger Würfelspiele in die österreichische Geschichte ein.

In der Folge kam es zu den oberösterreichischen Bauernkriegen. Die Bauern brannten verschiedene Adelshäuser in Gmunden nieder und plünderten das Landschloss.

Heute ist das Schloss Ort ein beliebter Ort zum Heiraten.

Welche dieser Beziehungen werden bis ans Lebensende dauern?

Die Sonne versuchte sich durch den Nebel zu quetschen und am “Eis am Stiel” zu lutschen. Aber sehr früh übernahm wieder Väterchen Frost das Regiment, die Sonne hatte während meiner Tage in Österreich keine Chance, den Nebel endgültig zu vertreiben.

Bei unserem Gang rund ums Schloss wurde ich mir ganz sicher: Ich habe keine Entenfüsse! Die Kälte schlich sich in die Schuhe und wir wanderten durch den kleinen Wald wieder zurück.

Ein Baum schielte uns zum Abschied an. Wir standen unter vielen Misteln, hatten aber niemanden zum Küssen…

…und so ging der Besuch im Schloss Ort zu Ende und wir kehrten nach Gmunden zurück.

Gmunden hat aber noch viel zu bieten: Eine hübsche Altstadt und die Keramik-Manufaktur. Aber darüber, wie ich solche grünen Schlenker und Schleifen auf einen Teller gebracht habe, berichte ich in einem weiteren Beitrag.

Die Landschaft im Nebel ist ein ungewisses Versprechen
an die aufkommende Phantasie.

Franz Friedrich Kovacs

Informationen
Traunsee-Almtal
Salzkammergut
Gmunden

Musik
Johannes Brahms,  1833 – 1897, habe ich in Gmunden im Museum und auf Plakaten angetroffen. Er hielt sich ab 1880 regelmässig zur Sommerfrische in Bad Ischl auf. Dabei besuchte er auch seine Wiener Freunde, die Familie des Industriellen Victor von Miller zu Aichholz, der in Gmunden eine Villa besass.

Wiegenlied
Violinkonzert

Zitat von Peter Iljitsch Tschaikowsky: “Ich spielte einige Kompositionen von diesem schrecklichen Brahms. Was für ein unbegabter Bastard!”
Tschaikowsky – Schneeflockenwalzer
Tschaikowsky: Symphony No.1 ‘Winter Daydreams‘ (Karajan)

Mix: Klassische Wintermusik

Dank
Ich danke Melanie Grasberger vom Tourismusbüro Gmunden für die Planung meines Aufenthalts und die nette Begleitung.
Danke auch an die SBB und ÖBB – mit dem Zug reisen macht Spass und ist gemütlich.

Link zum Adventsbeitrag: 3. Dezember 2017

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Grüner Türkranz

  1. Rita

    Wunderschöne Bilder!

  2. Kathrina

    Liebe Regula,
    das ist ja ein Traum, wie du den Zauber dieses Ortes eingefangen und den Blick für winterliche Schönheit geöffnet hast. Herzlichen Dank!
    Kathrina

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